Wohin als nächstes laufen…

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Blog Kunst
Das Leben und die Kunst sind für mich ein nicht endender Prozess, und weder die Kunst, noch das Leben verlaufen linear. Manchmal mach ich zwei Schritte auf einmal und hab dann das Gefühl im Dunkeln zu stehen. Ich frag mich: Kann, muss, soll ich mich immer wieder neu erfinden?

Der Versuch meine Gedanken zu sortieren, läuft regelmäßig ins Leere. Es sind schlicht zu viele Ideen und Gedanken, die mich unter sich begraben würden, wenn ich sie gleichzeitig betrachten würde. Sie liegen zwar vor mir ausgebreitet, aber ich beschäftige mich meistens nur mit einem Ausschnitt. Ähnlich wie im Leben. Die Welt ist zu groß, um sie komplett zu erfassen und zu verstehen. Aber mit einem Ausschnitt komm ich gut zurecht. Meistens. Denn momentan beschäftige ich mich mit einer Fragestellung, die ich vielleicht nie lösen werde.

Es ist wie die Suche nach der richtigen Formel

Mein bester Mathelehrer hatte für jede Formel ein praktisches Anwendungsbeispiel. Vermutlich weil ihm Mathematik so wichtig war, dass er sich fortlaufend mit mathematischen Problemen beschäftigt hat. Er erzählte stolz, wie er eines nach Jahren löste, aber das er andere wohl nie bewältigen würde. Das sagte er aber nicht mit Wehmut, sondern viel mehr mit dem Antrieb es vielleicht doch irgendwann zu schaffen.

Wer auf der Suche nach etwas ist, dem wird das bekannt vorkommen. Egal, ob es die Lösung einer Formel oder die Suche nach Glück, Zufriedenheit oder Selbstreflektion ist. Wer essentielle Bereiche des eigenen Lebens hinterfragt, muss sich oftmals damit abfinden, dass der Weg das Ziel ist.

 

Wie forme ich aus dem Leben ein Kunstwerk?

 

Ich frage mich aktuell, wie ich das Leben in ein Werk übertragen kann. Beim Malen von Landschaftsbildern ist für mich eine unmittelbare Verbindung zur Umwelt entstanden. Mit den Bildern verbinde ich daher nicht nur das Abgebildete. Allerdings bin ich unsicher welche Beziehung ein Betrachter zu den Werken hat.

Malen am Preikestolen in Norwegen

Preikestolen
in Norwegen

Kunst ist frei und dementsprechend darf jeder etwas anderes mit einem Werk verbinden. Mein Anspruch ist es mit meinen Arbeiten den Betrachter in irgendeiner Form zu berühren. Gleiches gilt aber auch für mich selbst. Deshalb kann ich nicht permanent das gleiche produzieren, weil es langweilig wäre. Die Arbeit würde mich nicht mehr berühren, obwohl sie weiterhin kräftezehrend wäre. Das ist wie beim Laufen: der 100. Lauf wird durch die vorigen Läufe nicht leichter, sondern nur routinierter.

Routine ist mir zwar wichtig und ich muss mich nicht laufend neu erfinden, aber ich möchte mich weiterentwickeln. Deshalb male ich schon seit längerem nicht mehr, sondern versuche meine Gedanken mit Bewegtbildern auszudrücken und möglichst viele Sinne gleichzeitig anzusprechen. In meiner neusten Arbeit „100km Trailauf durch den Schwarzwald“ geht das so weit, dass die einzelnen Einstellungen durch eine hohe Schnitt- und Animationsabfolge zwar nicht mehr im Detail erfassbar sind und an Wert verlieren, aber hoffentlich der Gesamteindruck an Wert gewinnt.

Vogelperspektive - Bild von Andreas Wundersee

Vogelperspektive, GIF, 16:9

Ich hab auch versucht zwei Sequenzen in das Video einzubauen, die als „Einzelbild“ betrachtet werden können. Die beiden GIFs bestehen zwar aus mehreren Einzelbildern und werden als Video abgespielt, aber technisch sind beide eine Bilddatei. Ein GIF, dessen Ebenen in Endlosschleife angezeigt werden.

Leben auf `m Laufwand - Bild von Andreas Wundersee

Leben auf `m Laufwand, GIF, 16:9

Genauso arbeite ich auch an meinen Videos. Sie haben zwar ein Anfang und ein Ende, aber ich arbeite daran, wie bei einem Bild. Die Bildebenen schichte ich meistens vom Hinter- zum Vordergrund. Zuerst schneide ich die Bewegtbilder, dann folgen Animationen und zuletzt der Ton und abschließende Farbkorrekturen. Während des Entstehungsprozess seh ich mir einzelne Einstellungen in Endlosschleife an, um zu überprüfen, ob mir die Komposition gefällt. Im Gegensatz zur Malerei oder Fotografie besteht die Komposition nicht nur aus dem Bildaufbau der Einzelbilder, sondern auch dem Zusammenspiel zwischen Bild, Musik, Ton und Bildübergängen.

Durch diese Arbeitsweise gerät das eigentliche Thema, zum Beispiel mein 100km Traillauf durch den Schwarzwald, in den Hintergrund. Stattdessen nutze ich die Videos wie Farben bei einer Malerei: sie sind das Ausgangsmaterial und spielen im Werk eine Unterrolle. Rot, Gelb und Blau werden zu Landschaftsbildern, Portraits oder auch abstrakten Bildern. Als Künstler kann man mit der Farbwahl die Wahrnehmung des Betrachters beeinflussen und der Betrachter kann ein Bild anhand der Farben beschreiben. Dieses Vorgehen muss bei meinen Videos auf das Ausgangsmaterial übertragen werden und hat zuletzt dazu geführt, dass ich den Betrachter mit einer Bilderflut konfrontiere, da ich im Gegensatz zu meinen ersten YouTube-Videos schneller schneide und mehr animiere.

Wie es weiterläuft, kann ich nicht sagen. Der Weg ist das Ziel. Ich möchte auf jeden Fall auch künftig mit Videomaterial experimentieren, weil ich dadurch Werke produzieren kann, die fließend sind. Wie bei Kunstaktionen, Installationen oder Performances kann der Betrachter nicht wie bei den meisten Bildern die Gesamtkomposition auf einen Blick erfassen, sondern kann sich immer nur mit einem Ausschnitt beschäftigen. Genau wie in der Welt. In der werd ich vielleicht doch noch Ende des Jahres zu ein paar Wettkämpfen kommen. Falls nicht waren die 100km durch den Schwarzwald ein erster Vorgeschmack auf das nächste Jahr und den dann hoffentlich statt findenden 103k Dolomiti Extreme Trail.

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