Die Suche nach dem guten Gefühl

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Wir wünschen uns ein gutes Gefühl. Im Kopf, im Bauch, in der Liebe und im Leben. Sei es durch Aufmerksamkeit, bewussten Konsum, Verzicht oder beim Entdecken neuer Orte. Dabei ist das gute Gefühl nicht in einer Schatzkarte versteckt, sondern jeder kann es selbst erzeugen.

Man kann es nicht nur selbst erzeugen, vielleicht muss man es sogar. Natürlich können einem andere ein gutes Gefühl geben. Beispielsweise durch Anerkennung oder Aufmerksamkeit. Aber zum eigenen Wohlbefinden wird es nur, wenn man die Anerkennung annehmen kann. Allerdings ist Wohlbefinden keine Voraussetzung für ein gutes Gefühl. Manchmal kommt das erst als Folge von Schmerzen.

Beim Lesen der ersten Zeilen könnt ich kotzen.

Das klingt alles sehr nach einem Ratgeber aus der Bahnhofsbuchhandlung. Wenn es so einfach wäre, sich selbst ein gutes Gefühl zu geben, dann müssten doch eigentlich viel mehr Menschen glücklich sein. Aber eine Anleitung zum Glücklichsein gibt es leider nicht – selbst wenn viele eine verkaufen.

Für mich persönlich liegt der Schlüssel zum Glücklichsein in gewaltfreier Kommunikation mit mir selbst. Ich bereue keine Entscheidung in meinem Leben, aber hinterfrage immer wieder meine Handlungen. „Mitdenken“, hat mir mein Vater früher häufig gesagt. Beispielsweise wenn die Kühlschranktür zu lange offen war, wenn ich irgendwas vergessen oder verloren hab, aber auch wenn ich mich oder andere kritisiert hab. Mit Mitdenken ist auch gemeint, dass man nicht nur die eigene Wahrheit, sondern auch die Gedanken anderer bedenkt. Die Wertschätzung, die man dadurch anderen gegenüber zeigt, bekommt man dann auch gespiegelt.

Wertschätzung drückt sich aber nicht nur in Worten, sondern vor allem in der Haltung aus. Ich glaube man kann spüren, was andere Menschen von einem halten, selbst wenn sie es nicht sagen. Deshalb kann ich mich auch gelobt, gedrückt oder beglückwünscht fühlen, selbst wenn die dazugehörige Handlung ausbleibt oder sich in einem Nebensatz oder einer kleinen Geste versteckt.

Die Suche nach dem Glück oder dem guten Gefühl ist keine reale Reise. Ich reise nicht, um glücklich zu sein, sondern weil ich manches nur auf Reisen erleben kann. Beispielsweise den Sonnenuntergang am Nordkap, das Klettern auf einen Gipfel oder das Entdecken neuer Orte. All das erzeugt in mir normalerweise ein gutes Gefühl.

Nordkap Sonnenuntergang

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Aber das ist Luxus. Und ich könnte darauf verzichten. Denn ein gutes Gefühl kann ich auch haben, wenn ich gedankenverloren am Rhein entlang jogge. Wenn ich einen neuen Auftrag bekomme. Wenn Freunde zu Besuch sind, ich eingeladen werde oder mit einem Freund auf den Flohmarkt gehe. Meistens steht dabei nicht die eigentliche Handlung im Vordergrund. Ich bin zwar glücklich, wenn ich auf dem Flohmarkt ein Schnäppchen ergattere, mir eine Bratwurst gönne oder von Freunden bekocht werde. Aber viel wichtiger ist die Wertschätzung, die ich von anderen erfahre, indem sie sich für mich Zeit nehmen und sich mit mir beschäftigen.

Und diese Wertschätzung gönne ich auch mir selbst gegenüber. Egal ob ich am Steuer sitze, in einem Klettersteig hänge oder am Rhein entlang lauf: meine Gedanken kreisen um mich und die Welt. Ich versuche Vergangenes zu rekapitulieren und Künftiges zu planen. Und vor allem versuche ich mir selbst gegenüber ehrlich zu sein und mir Fehler zuzugestehen. Dadurch wird für mich das Leben erst lebenswert, weil es sich laufend ändern kann und man sich nicht im Kreis dreht.

Ich bin zwar ein zufriedener Mensch, aber das Glück hab ich nicht gepachtet. Ich bin nicht immer glücklich und möchte es auch nicht sein. Denn wenn etwas selbstverständlich ist, kann die Wertschätzung dafür verloren gehen. Stattdessen genieße ich es, dass ich oftmals ahne, was mir ein gutes Gefühl verleiht. Dabei ist das beste Gefühl, wenn ich überrascht werde. Aber das kann ich nicht planen und ich kann auch nicht danach suchen, sondern muss mich einfach auf die Welt einlassen.

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