Eine lustvolle Interpretation des Landschaftsbild auf den Lofoten

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Blog Freilichttexterei
Norwegen, Skandinavien, Wandern
„Es gibt nichts Langweiligeres als übers Reisen zu sprechen und sich darüber auszutauschen, wo man schon überall war und was einem am besten gefallen hat.“

Erkläre ich einem meiner besten Freunde als wir am ersten Abend meiner Reise in der Roten Laterne in Hamburg sitzen und Mexikaner trinken.

Eine Woche später sitze ich auf einem der zahlreichen Gipfel auf den Lofoten, beiß mir auf die Lippe, um nicht selbst dem Reiseblogklischee zu verfallen und versuche stattdessen die Landschaft zu beschreiben.

Der erste Akt einer Landschaftsinterpretation

Die Lofoten sind eine Inselgruppe im Norden Norwegens. Die Inseln zeichnen sich dadurch aus, dass sie fast ausschließlich aus Bergen, Tälern, Flüssen und Seen bestehen; flaches Land gibt es kaum.

Grünes Gras und graue Felsen prägen das Landschaftsbild an dessen Horizont man je nach Standort und Blickrichtung in die Unendlichkeit des Meeres oder auf die nächste Bergkette schaut.

Die zahlreichen Bergketten erzeugen eine spannende Komposition, die den Blick des Betrachters in allen Himmelsrichtungen leitet. Wenn man den Rundumblick auf den Gipfeln genießt, kann man einerseits in die Ferne abschweifen oder andererseits durch die Kompositionslinien der Gebirgsketten ins Landschaftsbild eingeführt werden.

Der zweite Akt bringt Bewegung ins Spiel

Besondere Blickbeziehungen und Blickwinkel ergeben sich in der Bewegung. Wenn man auf einem der zahlreichen Wanderwege unterwegs ist, bewegt sich die Landschaft durch die veränderte Perspektive mit und man hat das Gefühl ein Teil von ihr zu sein.

Die Besonderheit der Lofoten ist, dass zahlreiche Berge und Täler in kompakter Form aneinander gereiht sind. Dadurch entstehen entsprechend viele Bildebenen, die sich wie beschrieben beim Wandern verschieben. So erzeugt die Landschaft eine anregende Bildtiefe für den Betrachter.

Der dritte Akt wird feucht, voller Leid, aber mit Happy End

In der Zwischenzeit hat es angefangen zu regnen und zu stürmen, meine Füße werden langsam nass und meine Hände sind zu kalt zum Tippen dieses Textes. Mein Körper lässt sich leidend durch die Landschaft leiten, weil ich weiß, dass ich dem Höhepunkt entgegenstrebe. Noch genieße ich das einsetzende Leid, weil ich weiß, dass schöne Momente, die sich an eine Leidensgeschichte anreihen, umso positiver wahrgenommen werden.

In diesem Fall die Rückkehr zu meinem Bus. Als ich endlich die nassen Sachen ausziehen kann, meine Hände langsam wieder auftauen, eine warme Suppe auf mich wartet und ich schließlich voller Glücksgefühle an meine Wanderung zurückdenke.

Der Moment zwischen dem Höhepunkt, in dieser Geschichte die Rückkehr des Helden, und dem anfangs lustvollen Leiden muss allerdings überwunden werden.

Es war die Zeit in der mir dämmerte, dass ich noch mindestens zwei Stunden mit Badewannen an den Füßen unterwegs war, weil ich das Gefühl hatte, ich hätte in meinen Schuhen schwimmen können oder ich zum wiederholten Male auf den feuchten Felsen weggerutscht bin, aber es glücklicherweise zu keinem intensiveren Körperkontakt mit den Felsen kam. Safety First. Sorgt für Eure Sicherheit!

Wenn man an dem Punkt angekommen ist, verkommt das genussvolle Leiden, zum quälenden Durchhalten. In solchen Momenten zeigt sich, ob und wie man das Leid erträgt oder ob es einen erschlägt und man sich bei der Rückkehr nicht über die Schönheit der Landschaft freut, sondern von der anstrengenden Wanderung gefrustet ist.

Wer auf den Lofoten ist, sollte aber auf jeden Fall wandern gehen. Und zwar nicht nur die Küste entlang, sondern die Berge hoch ins Landesinnere. Egal ob es regnet oder die Sonne scheint. Denn erst dann kann man sich als Betrachter ein umfassendes Bild machen und das Landschaftsbild auf den Lofoten selbst interpretieren.

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