Meine Online-Petition zur Änderung der Zulassungsvoraussetzung für das Stipendium
Ich würde mich freuen, wenn Du mich dabei unterstützen würdest, die Zulassungsvoraussetzungen an die Lebensrealität von Künstler*innen anzupassen.
Ich bin Künstler. Jahrelang habe ich unter prekären Verhältnissen gelebt und musste einmal sogar dem Finanzamt erklären, wie ich von meinem geringen Einkommen leben konnte; es lag unter der Armutsgrenze. Ohne WG, ohne familiäre Unterstützung, ohne Verzicht und ohne die Künstlersozialkasse wäre es nicht gegangen, weil schon die Krankenversicherung zu teuer gewesen wäre.
Mit den Einnahmen als Festivalkünstler und durch gelegentliche Verkäufe von Kunstwerken, beispielsweise an das Land Baden-Württemberg, nachdem ich dort im Landtag gemalt hatte, sowie geringen Einkünften als Designer konnte ich mich über Wasser halten und hatte die Hoffnung, dass die Einnahmen steigen.
Das war auch der Fall. Allerdings nur als Designer. Ich habe zwar weiterhin viel Zeit in Kunstprojekte gesteckt und war beispielsweise in der Vorauswahl für das Künstlerstipendium des DA Kunsthauses im Kloster Gravenhorst, sowie Teil zahlreicher Kunstpreisausstellungen, aber nur weil meine Einnahmen als Designer gestiegen sind, arbeite ich überhaupt noch selbständig als Künstler. Ich bin kein Einzelfall. Die wenigsten Künstler, die ich kenne, können von ihrer Kunst leben, sondern sind auf Nebenjobs angewiesen, und dennoch sind sie Künstler!
Ich, nur ein
Design-Künstler?
Wer nicht im Kunstmarkt etabliert ist, geht bei dem NRW-Künstlerstipendium leer aus. Ich wäre vermutlich vor Jahren förderberechtigt gewesen, weil damals meine Einnahmen als Designer geringer waren. Aber zu der Zeit hätte ich bei einer Pandemie meine Selbständigkeit längst beendet. Nur durch meine Einnahmen als Webdesigner kann ich mich noch über Wasser halten und ich hab mich eigentlich sehr darauf gefreut mit dem Künstlerstipendium, die Chance zu bekommen, eine größeres Kunstprojekt zu realisieren.
Als Webdesigner, Künstler und Kunsthistoriker hätte ich auch genügend Ideen für „die Entwicklung und Umsetzung neuer kreativer Ansätze der Kunstproduktion und -vermittlung z.B. Online-Formate, interaktive Projekte, Online-Kooperationen bei interdisziplinären Arbeiten etc.“, die explizit durch das Stipendium gefördert werden sollen. Ich kann sie aber unter den Vorgaben nicht einreichen, weil ich kein förderberechtigter Künstler bin.
Warum gibt es keine Einzelfallprüfung?
Ich kann verstehen, dass das Land NRW die 105 Millionen Euro für die 15.000 Stipendien, die mit je 7.000 Euro dotiert sind, sinnvoll verteilen will. Ich verstehe nicht, warum dafür ein künstlerischer Lebenslauf und eine Projektidee als Zulassungsvoraussetzung nicht ausreichen. Ich fordere, die Voraussetzungen für das NRW-Künstlerstipendium an die Lebenswirklichkeit der Künstler*innen anzupassen und die Einzelfälle zu prüfen.
Die Voraussetzungen für das Stipendium können bis zum verlängerten Antragsende am 16. Oktober 2020 vermutlich nicht mehr verändert werden. Symbolisch wäre es aber schön, wenn Du trotzdem die Petition dafür unterstützen würdest.